Optimale Fütterung für dein Pferd
Pferde richtig füttern: Warum weniger Müsli und mehr Raufutter gesünder ist
Was der Verdauungstrakt deines Pferdes wirklich braucht
Vom Steppentier zum Stallbewohner
Pferde sind von Natur aus Dauerfresser. In freier Wildbahn verbrachten sie bis zu 16 Stunden täglich damit, in kleinen Portionen über weite Strecken verteilt Raufutter aufzunehmen. Diese Form der Futteraufnahme hat ihren Verdauungstrakt entscheidend geprägt – und sollte auch heute noch das Fundament jeder Futterration sein.
Merke: Ein Pferd sollte täglich ca. 2 kg Trockensubstanz pro 100 kg Körpergewicht zu sich nehmen.
Für ein 500 kg schweres Pferd ergibt das rund 10 kg Trockensubstanz pro Tag.
Rationsberechnung: Wie viel Futter braucht dein Pferd wirklich?
Pferdetyp / Ziel (500 kg) | Raufutter (TS) | Kraftfutter | Hinweis |
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Gras auf der Koppel zählt mit!
Frisches Weidegras hat ca. 20 % Trockensubstanz – bei ganztägigem Zugang kann der Bedarf an Heu stark reduziert werden.
Beispiel: 50 kg Weidegras ≙ ca. 10 kg Trockensubstanz.


Gesundheitsvorsorge durch Futtermanagement:
Warum lange Fresspausen krank machen
Viele Pferdebesitzer unterschätzen die Gefahr langer Futterpausen. Der Pferdemagen produziert rund um die Uhr Magensäure – diese wird aber nur durch Speichel neutralisiert, der wiederum nur beim Kauen entsteht. Ohne Futter greift die Säure die Magenschleimhaut an. Die Folge: Magengeschwüre, Koliken, Verhaltensstörungen wie Koppen oder Weben.
Gesundheitsvorsorge durch Futtermanagement:
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Ständiger Zugang zu Raufutter, aber bedarfsgerecht gesteuert
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Fütterung in kleinen Portionen oder durch engmaschige Heunetze
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Bewegung fördern: Offenstall, Trail-System, Weidegang
Freier Zugang zu Heu: Nicht immer die beste Lösung
Besonders bei Robustrassen wie Norikern, Fjordpferden oder Ponys kann freier Zugang zu Heu ohne Bewegung zu Übergewicht, Stoffwechselproblemen oder Rehe führen.
Denn: Anders als in der Steppe steht im Stall oder Paddock kalorienreiches Heu ohne Futterkonkurrenz zur Verfügung – Bewegung findet oft nicht im gleichen Maße statt wie in der Natur.
Lösung:
- Bewegungsanreize schaffen (z. B. durch Aktivställe, Heu-Wanderpfade)
- Heu portionieren, ggf. zuckerarm & gewaschen füttern
- Gewicht regelmäßig kontrollieren
Individuelle Fütterungsstrategien
Kraftfutter: Nur bei echtem Energiebedarf
Kraftfutter ist kein Grundbaustein der Pferdefütterung – sondern eine gezielte Ergänzung, wenn der Energiebedarf durch hochwertiges Raufutter allein nicht mehr gedeckt werden kann. Das ist bei den meisten Freizeitpferden nicht der Fall.
Raufutter (z. B. Heu, Gras, Heulage) liefert ausreichend Energie für Pferde in Erhaltung und leichter Arbeit. Erst bei regelmäßigem Training, erhöhtem Muskelstoffwechsel oder speziellen physiologischen Anforderungen (Wachstum, Trächtigkeit, Rekonvaleszenz) kann eine zusätzliche Energiequelle nötig werden – und selbst dann nur kontrolliert und in Abstimmung mit dem tatsächlichen Bedarf.
Wann braucht ein Pferd Kraftfutter?
Um das einzuschätzen, hilft eine differenzierte Betrachtung der tatsächlichen Arbeitsbelastung. Entscheidend ist dabei nicht nur, dass ein Pferd gearbeitet wird – sondern wie intensiv, wie regelmäßig, und in welchen Gangarten oder Disziplinen.

Warum Getreide kein Grundfutterersatz ist
Viele Müslis und Kraftfuttermischungen bestehen zu einem großen Teil aus Hafer, Mais, Gerste oder Melasse. Sie liefern schnell verfügbare Energie in Form von Stärke und Zucker – was kurzfristig zwar Leistung fördern kann, aber den Verdauungstrakt des Pferdes erheblich belastet, wenn sie in zu großen Mengen verabreicht werden.
Wichtig:
Ein Mangel an Grundfutter oder Bewegung kann niemals durch Kraftfutter kompensiert werden. Pferde sind nicht darauf ausgelegt, größere Mengen Getreide zu verdauen – ihr Dünndarm ist dafür zu kurz, ihr Darmmilieu zu empfindlich. Der Überschuss gelangt in den Dickdarm und führt dort zu Übersäuerung, gestörter Darmflora und erhöhtem Risiko für:
- Koliken
- Hufrehe
- Magengeschwüre
- Muskelverspannungen
- Haut- und Stoffwechselprobleme
Stärke und Zucker – in Maßen, nicht in Mengen
Die Faustregel für Kraftfuttergaben lautet:
Nicht mehr als 1 g Stärke pro kg Körpergewicht – und das pro Mahlzeit!
Das heißt: Ein 500 kg schweres Pferd sollte pro Portion nicht mehr als 500 g Stärke aufnehmen – idealerweise auf zwei bis drei kleinere Portionen täglich verteilt.
Zusätzlich ist auch der Gesamtzuckergehalt der Ration entscheidend.
Je höher der Zucker- und Stärkegehalt, desto größer das Risiko für Stoffwechselerkrankungen und Gesundheitsprobleme wie:
- EMS (Equines Metabolisches Syndrom)
- Insulinresistenz & Rehe
Deshalb empfehlen wir:
Kraftfutter nur bei echtem Bedarf, angepasst an Arbeit & Konstitution – und in Kombination mit Raufutter, nie als Ersatz. Mineralstoffmängel sollten gezielt über das entsprechende Ergänzungsfutter ausgeglichen werden.
Ergänzungsfutter gezielt einsetzen – nicht pauschal
Statt inhaltsstoffreicher Müslis sind gezielte Ergänzungen bei Bedarf die bessere Wahl – vor allem bei Haut-, Fell-, Huf- oder Stoffwechselproblemen.
In unserem Ratgeber findest du Tipps zur Auswahl passender Produkte – und warum weniger manchmal mehr ist.